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Schöner Schotter

Schottergärten Teil 2/2

ich hoffe ihr habt mit Freuden den letzten Artikel gelesen und seid nun gespannt, was denn ein „richtiger Schottergarten“ ist.

Als Absolventin der Landschaftsarchitektur und begeisterte Pflanzenverwenderin kann man es mir sicherlich nicht verübeln, dass ich die Schottergärten aus dem ersten Teil nicht leiden kann. Möglicherweise denkt ihr nach dem heutigen Beitrag ebenso über diese sterilen Wüsten.

Kiesgarten mit einer Fülle an Pflanzen

Das A und O einer Pflanzung, und eben auch bei Kiesgärten ist eine geschlossene Pflanzendecke. Obgleich dieser Gartentyp „Kiesgarten“ genannt wird, ist Kies nicht der Hauptbestandteil dessen, was auf der Fläche zu sehen ist. Es ist immer noch ein Garten, geprägt von Pflanzen. Aber keine Angst, nur weil ihr Pflanzen im Garten habt, ist er noch lange nicht übermäßig pflegeintensiv. Eben dies ist ja der Charme von Kiesgärten. Es ist einer der pflegeleichsten Gartentypen. Mit dem richtigen Standort und einer entsprechenden Pflanzenauswahl ist er nahezu pflegelos.

Typisch Kiesgarten

Ein kiesiger, steiniger, am besten mit Geröll durchsetzter Boden, wenig Niederschläge, Trockenheit und volle Sonne zeichnen den idealen Standort für Kiesgarten aus.
Die Pflanzung auf dieser Fläche wirkt locker und geradezu zufällig. Eine natürliche Optik, angelehnt an wilde Standorte prägt die Ästhetik. Kontraste schaffen Spannung. Dazu werden Strukturen, Texturen, Konturen und Höhen kombiniert. Lücken, die in typischen Beeten schnell neu bepflanzt werden, sind in Kiesgärten erlaubt, ja sogar erwünscht. Durch diese Pflanzlücken blitzt der Kies hindurch und verleiht ihm seinen typischen Charakter. Diese Kiesschicht ist ebenso die Wegedecke. Wege werden nicht exakt angelegt. Sie sind eben dort, wo keine Pflanzen wachsen. So kann auch niemand meckern, wenn man mal ins Beet tritt.

Standortgerechte Pflanzenauswahl

Die Anlage eines solchen Gartens ist unter Umständen ebenfalls mit einigen Arbeitsschritten verbunden. Wer nicht gerade einen sandig-steinigen und lehmigen Boden vor der Tür hat, sollte seinen Boden tiefgründig aufbessern. Außerdem empfehle ich zur Pflanzenauswahl immer einen Experten zu Rate zu ziehen. Für erste Ideen und einen Anfang kann ich euch folgende Pflanzen ans Herz legen:

Verschiedene Achillea* oder Rudbeckien*, Sedum* und Perovskia* eignen sich gut. Wer es gerne wiesenartig mag kann Verbascum* verwenden. Allium* passt hervorragend in Kiesgärten, ebenso wie Euphorbien*. Natürlich prägen auch Gräser den Charakter dieser Gärten und das eine oder andere Gehölz sollte ebenfalls nicht fehlen.

Stauden statt Rasen

Auch für diejenigen die sich an der Sisyphusarbeit des Rasenmähens stören, ist ein solcher Kiesgarten zu empfehlen. Was ist schon eine vertrocknete Rasenfläche wert? Den Raum kann man besser nutzen als mit ständiger Arbeit ums Mähen, Wässern und Düngen. Der alternative Kiesgarten bringt außerdem südliche Wärme und Urlaubsgedanken in den eigenen Garten. Es summt und brummt von den vielen Insekten, die die reichhaltige Blütenfülle unserem gedeckten Frühstückstisch vorziehen und eine harmonische Nachbarschaft mit den sonst so nervigen Viechern ermöglichen.
Anfallendes Regenwasser kann mühelos durch den sandigen Boden versickern, wird dabei gereinigt und trägt zur Grundwassererneuerung bei.

Steiniger Schottergarten oder blumiger Kiesgarten?

Aber was erzähle ich hier so viel. Schaut selbst in der Galerie vorbei und vergleicht diese Gärten mit den Gärten aus dem Artikel “Schotterstrophe”. Das erklärt sich sicher von selbst.

Eines der besten Beispiele für Kiesgärten ist der „Gravel Garden“ von der englischen Gartengestalterin Beth Chatto. Er wurde auf dem Gelände eines alten Parkplatzes und als Versuchsfläche für eine komplett bewässerungsfreie Pflanzung angelegt. Was soll man sagen: Es hat funktioniert. Der Garten ist mittlerweile weltberühmt und Vorbild für so manche Pflanzplaner. Hier kommt ihr zur offiziellen Seite von diesem Kiesgarten. Schaut dort gerne mal rein und lasst euch von der Pflanzenfülle begeistern.

* Da wir noch nicht zu allen Pflanzen eigene Fotos haben, könnt Ihr Euch die Pflanzen bei verschiedenen Staudengärtnereien ansehen. Die Links führen zu Beispielseiten, es ist keine offizielle Werbung für diese Anbieter.

TIPP:
Frühjahrsblüher pflanzen
Die beste Pflanzzeit für Frühjahrsblüher ist ab September bis in den Dezember hinein. Wer im letzten Frühjahr die ersten Blüten nicht erwarten konnte, sollte jetzt neue Pflanzen einsetzen, die dann ab Ende Februar den Garten schmücken.

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06.09.2020, Janina Haupt

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Kommentare

2 Antworten zu „Schöner Schotter“

  1. Danke für die Ausführungen, ich könnte sie nach dem letzten Artikel fast nicht erwarten 😉
    Es scheint, als seien die Kiesgärten erst auf der Straße angekommen und noch nicht in privaten Geländen. Die Bilder von Beth Catto zeigen aber gut, was in dem Artikel gemeint ist.

    In dem Eintrag über die Schotterstrophe wurde geschrieben, dass sich die Umgebungstemperatur um die Steine herum sehr aufheizen. Wie wird das in einem Kiesgarten dieser Art verhindert?
    Kommen nicht zu den hohen Anschaffungskosten von Kies auch noch die Pflanzen hinzu, die bezahlt werden müssen?
    Bildet sich nicht auch auf dem bepflanzten Kies Moos, das bereinigt werden muss, damit man den Kies noch erkennt?
    Muss in einem bepflanzten Kiesgarten auch Unkraut gezupft werden?
    Warum funktioniert das Abfließen des Wassers auf bepflanzten Kiesgärten besser?

    1. Janina Haupt

      Liebe ViMei,
      Du hast Recht. Die vielen Hoffnungen die ein Privatgartenbesitzer in eine „Schotterstrophe“ setzt werden leider kaum erfüllt. Ein Landschaftsarchitekt, der Kiesgärten in öffentlichen Räumen plant, kann mit gutem Beispiel vorangehen und diese Art von Garten populärer machen.
      Dank der Pflanzen die den Kies beschatten heizt sich dieser nicht so schnell so stark auf. Der Kies strahlt dementsprechend nicht noch zusätzlich Wärme ab und die Umgebungstemperatur bleibt natürlicher.
      Die Anschaffungskosten für die Pflanzen kommen in jedem Garten hinzu. Ein wenig gespart werden kann jedoch dann, wenn kleine Pflanzen gekauft werden. In diesem Fall muss sich dann in Geduld geübt werden, bis die gesamte Fläche bewachsen ist.
      Die Kosten für den Kies unterscheiden sich bei einem Kiesgarten von dem bei einer „Schotterstrophe“ dahingehend, dass Kiesgartenkies nicht unbedingt Zierkies sein muss. Es ist eher ein grobes und steiniges Substrat, das durch die Pflanzen hindurch zu sehen ist. „Schotterstrophen“-Kies ist oftmals teurer Zierkies.
      Damit erklärt sich auch die Frage, ob sich Moos auf dem Kiesgartenkies bildet. Sicherlich ist das nicht ganz auszuschließen, insbesondere in dunkleren und feuchteren Lagen. Da dieses Substrat jedoch sehr durchlässig ist, ist Wasseranstau nahezu unmöglich. Moose wachsen vorwiegend in feuchten Gebieten. Das Substrat ist mit groben und feinen Anteilen durchsetzt und überwiegend von Pflanzen überwachsen, so sind die Chancen für Mooswachstum eher gering. Falls doch mal welches auftreten sollte kann man es mit schlichtem Unterhaken versuchen.
      Ob Unkraut auf der Fläche auftritt ist Ansichtssache. Ein natürlicher Charakter beispielsweise mit Wildpflanzen erstrahlt durch Pflanzen, die in einem akkurat angelegten Ziergarten weniger erwünscht sind. Grundsätzlich ist man vor unerwünschten Pflanzen aber nie sicher…
      Viele Grüße

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